Bürgerinformationssystem

Vorlage - SPD/0287/10  

 
 
Betreff: Prüfauftrag zur Bereitstellung von Mitteln im Haushaltsjahr 2011 zur Beschäftigung einer Halbtagskraft als Sozialpädagogen/Sozialpädagogin für die Kinder- und Jugendfarm
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag SPD-Fraktion
Federführend:Steuerungsunterstützung Stadtverordnetenbüro   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Familie, Soziales und Kultur Vorberatung
22.11.2010 
32. öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Familie, Soziales und Kultur (offen)   
Haupt- und Finanzausschuss Vorberatung
25.11.2010 
45. öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses zurückgestellt   
Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rödermark Entscheidung
07.12.2010 
38. öffentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rödermark zurückgezogen   
08.12.2010 
38. öffentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rödermark (1. Fortsetzung) zurückgezogen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag

Sachverhalt/Begründung:

Sachverhalt/Begründung:

 

Unsere gesellschaftlichen Strukturen sind so komplex und in ihren Zusammenhängen so un­durchschaubar geworden, so dass die Orientierung schon Erwachsenen oft nicht gelingt. Kindern und Jugendlichen fällt in es in dieser Gesellschaft auf der Suche nach Orientierung immer schwerer, ein gesundes Verhältnis zu ihrer Umwelt und sich selbst zu entwickeln. Am Beispiel der Medien und des Konsums zeigt sich recht deutlich, dass sich die Grenzen zwischen Erwachsenen- und Kinderwelt immer mehr auflösen.

 

Der direkte Kontakt zwischen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und alten Menschen, findet dagegen immer seltener statt. Kinder lernen immer weniger am „Beispiel“. Sie beziehen ihre „Erfahrungen“ aus dem TV-Gerät, da sie auf diesem Weg unbegrenzten Zugang zur Erwachsenenwelt erhalten. Inwieweit dies allerdings der Realität entspricht, können sie durch direkte Erfahrungen kaum mehr überprüfen, da ihnen der Kontakt zur Erwachsenenwelt im realen Leben erschwert wird. Sofern sie in einer Umgebung aufwachsen, die den Kindern und Jugendlichen wenig „Spiel-Raum“ zur Verfügung stellt, wird sich dies nachhaltig auf die Entwicklung ihrer Kreativität sowie auf ihre Phantasieleistung auswirken. Kinder, die in engen Wohnungen und stark befahrenen Straßen aufwachsen, haben leider nur wenige Möglichkeiten, ihre Beweglichkeit, ihre körperlichen Kräfte, etc. kennen zu lernen und zu trainieren. Kinderaktivitäten, wie laut sein, rennen, klettern, forschen, toben, etc., wirken störend und werden eingeschränkt, was einen weiteren Rückzug der Kinder aus dem öffentlichen Leben bedeuten kann. Der Kontakt zu anderen Kindern spielt somit als Folge zunehmend in Institutionen statt, seien dies Kindertagesstätten, Vereine und vor allem die Schule. Dadurch laufen die Kontakte zwischen den Kindern fast ausschließlich über die Vermittlung von Erwachsenen ab. Eigenes Beziehungslernen reduziert sich enorm, ein gemeinsames Erleben und tun geschieht mehr und mehr unter der Kontrolle und Aufsicht von Erwachsenen. Kinder jedoch lieben und brauchen Abenteuer, um ihre Welt zu begreifen. Was früher als „dumme Streiche“ abgetan wurde, die dann unter Nachbarn auf irgendeine Art und Weise geregelt wurden, gerät heute schnell an die Grenze der Legalität. Dies geschieht aufgrund dessen, dass in der heutigen Zeit Nachbarn sich kaum mehr kennen. Was heute als Zerstörungswut und Vandalismus erlebt bzw. empfunden wird, ist oft nichts anderes als die Suche nach Abenteuer. Diese Vorfälle lassen erkennen, wie eng die Spielräume für Kinder bereits geworden sind.

 

Pädagogisch betreute Spielplätze haben eine ergänzende Funktion. Sie können Spielmöglichkeiten im unmittelbaren Lebensumfeld der Kinder auf keinen Fall ersetzen. Aktivspielplätze und Jugendfarmen können allerdings den Kindern den „Spielraum“ bieten, Erfahrungen zu machen, die ihnen sonst überall verschlossen bleiben, die aber für ihre gesunde Entwicklung unentbehrlich sind. Sie sind auch jederzeit für die Kinder spontan zugänglich und keinerlei Terminplanung unterworfen.

 

Der hessische Bildungs- und Erziehungsplan beschreibt als oberste Ziel für Kinder zwischen 0 und 10 Jahren die Förderung des Selbstbewusstseins sowie soziales und handelndes Lernen. Wie kaum eine andere Einrichtung ermöglicht eine Kinder- und Jugendfarm einerseits praktische originale Erfahrung im konkreten eigenen Tun, eigenes spielerisches Ausprobieren und damit eigene Leistung (eine Hütte bauen, die auch stehen bleibt; ein Gemüsebeet anlegen, ernten und essen - gesunde Ernährung - oder Verantwortung übernehmen lernen z.B. für Tiere im Sinne einer Patenschaft) mitsamt dem dazu gehörenden Erfolgserlebnis. Die Kinder- und Jugendfarm Rödermark ist seit dem 12. Juni 2009 geöffnet. Der Farmbetrieb wird durch den Förderverein „Kinder- und Jugendfarm Rödermark e.V.“ verantwortet und organisiert. Sie bietet Kindern und Jugendlichen einen Erlebnis- und Abenteuer-Raum, der es ihnen ermöglicht, unter Aufsicht spielerisch Erfahrungen mit ihrer Umwelt zu erleben. Sie können Naturelemente erforschen und den Umgang mit ihnen erlernen. Dies ist nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung für Kinder und Jugendliche, sondern bietet den Schulen in Rödermark einen außerschulischen Lernort für die Ganztagsschule, für Betreuungen und für Unterrichtsprojekte im Rahmen von Biologie, Werken oder Sachunterricht am Vormittag. Zusätzlich bietet sie Kindergärten Kooperationen an und beteiligt sich am Ferienspiel-Programm der Stadt Rödermark. Ab April sollen die Öffnungszeiten von bislang 2 auf nunmehr 4 Tage erweitert werden.

 

Ehrenamtliche Helfer allein können eine so anspruchsvolle pädagogische Aufgabe nicht leisten. Dazu ist auf Dauer die die Beschäftigung professioneller Pädagogen erforderlich. Der Verein setzt bereits viele freiwillige Helfer für seine umfassenden Aufgaben ein. Eine Überprüfung der Einsätze der freiwilligen Helfer hat gezeigt, dass die Erfüllung des pädagogischen Auftrages mit einem Ehrenamt nicht leistbar ist. Neben dem fachlichen Hintergrund fehlt vor allem die Kontinuität in der Betreuung und der Aufbau von Vertrauen zur jeweiligen Beziehungsperson.

Jeder in ein solches Projekt investierte Euro verdreifacht sich: Zum Einen hat ein professionell arbeitender Verein auch Einnahmen durch Kindergeburtstage, Besuche von Schulen und Kitas, Ferienspiele usw.

 

Zum Anderen wird ehrenamtliche Arbeit durch Eltern und andere Unterstützer/-innen geleistet, die mindestens noch einmal die gleiche Wertigkeit hat. Dieses alles zu managen erfordert neben der Pädagogik ebenfalls eine Professionalität. In vielen angrenzenden Gemeinden wurde dies bereits erkannt, wie die nachfolgende Auflistung eindrucksvoll zeigt:

 

 

 

 

Einrichtung                            jährliche Förderung durch die Städte

Dreieich                            70.000,- € Personalkostenzuschuss

Offenbach                            50.000,- € ab 2010, davor 25.000,-

Langen                                          31.000,- € ab 2010

 

Als gemeinnütziger Verein bietet die Kinder- und Jugendfarm das bisherige Angebot kostenfrei an. Sie steht allen Kindern und Jugendlichen offen. Zu den bisherigen Öffnungszeiten sind bis zu 50 Kinder und Jugendliche am Tag erschienen, um auf der Farm unter Anleitung zu basteln, zu bauen, zu pflanzen und ihre Zeit sinnvoll zu gestalten. Damit der Farmbetrieb auch weiterhin stattfinden kann und auch den Bedürfnissen der Kinder- und Jugendlichen entsprechend erweitert werden kann, ist die Einstellung einer qualifizierten Halbtagskraft – finanziert aus städtischen Mitteln - aus unserer Sicht zwingend zu prüfen. Ehrenämter alleine können eine ausreichende Betreuung und qualifizierte Anleitung nicht leisten.

Beschlussvorschlag:

Beschlussvorschlag:

 

Der Magistrat wird daher beauftragt zu prüfen, ob für das Haushaltsjahr 2011 Mittel in Höhe von ca. 25.000 € für die Beschäftigung eines/einer Sozialpädagogen/-in für den Förderverein „Kinder- und Jugendfarm Rödermark e.V.“ im Haushalt bereit gestellt werden können.

 

Abstimmungsergebnis:

 

Zustimmung:

Ablehnung:

Enthaltung: